Evaluation des ARGENTUM AM RIED – Servicewohnen mit Assistenz


Auftrag der Deutschen Telekom AG und der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V.


Die Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. und Deutsche Telekom AG haben ein technikbasiertes Wohnkonzept entwickelt, das technische Assistenz in der Wohnung mit dem Zugang zu innovativen Dienstleistungen und mit einem Betreuungskonzept vor Ort koppelt. Dieses Konzept greift wesentliche Ergebnisse der bisherigen Forschung und Entwicklung im Bereich der technischen Assistenzsysteme auf und will diese zu einer marktfähigen Anwendung weiter entwickeln.


Das Konzept wurde erstmals in einem Neubauprojekt der Kreiswohnbau Hildesheim (ARGENTUM am Ried) in Sarstedt umgesetzt. Das Gebäude wurde im September 2013 von 25 Mietparteien, alleinstehenden älteren Menschen und Ehepaaren, bezogen; das entwickelte System aus Hausautomation, technischer Assistenz und zugehenden Dienstleistungen stand von Bezug an zur Verfügung.


Ziel der Erprobung war es, das System in anderen Wohnprojekten der Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH) einzusetzen und darüber hinaus auch anderen Wohlfahrtsverbänden sowie Wohnungsunternehmen anzubieten.

Der Auftrag an das SIBIS Instituts umfasste die sozialwissenschaftliche Evaluation dieses Wohnprojekts. Diese Evaluation verfolgt folgende Ziele:

  • Durchführung von Nutzungstests in den Modellwohnungen
  • Analyse der Alltagstauglichkeit des Equipments
  • Analyse der Nutzerakzeptanz, Nutzenbewertung und tatsächlichen Nutzung der Dienste und Geräte
  • Ableitung von „Lessons Learned“ für zukünftig geplante Vorhaben.


Die sozialwissenschaftliche Evaluation verlief in zwei Stufen: zunächst wurden die Mieter 2-4 Monate nach Einzug in ihren Wohnungen besucht, qualitative Interviews, Beobachtungen sowie Usability Tests durchgeführt, ca. 6-8 Monate nach Einzug erfolgte eine telefonische Nachbefragung. Die erhobenen Daten erlauben die Untersuchung der Akzeptanz und Nutzung des angebotenen Assistenzsystems im Quer- und Längsschnitt.


Wesentliche Ergebnisse:

  • Die Evaluation in Sarstedt ergibt drei unterschiedliche Mieter-Typen; ihre Akzeptanz des Konzeptes und vor allem ihre Nutzung des Equipments weichen deutlich voneinander ab. Der Beitrag wird genaue Einblick in diese Unterschiedlichkeit geben und die Schlussfolgerungen hinsichtlich künftiger Projekte diskutieren.
  • Eine wesentliche Voraussetzung für die Bereitschaft zur Bedienung der User Schnittstelle „Tablet“ ist, dass die Haustechnik sowie deren Steuermöglichkeit bereits bei Einzug der Mieter stabil und robust funktionieren.
  • Für die Mieter ist vor allem das Zusammenspiel von Hausautomation und Serviceleistungen überzeugend, was zu einer Verbesserung der Mieterzufriedenheit führt. Insbesondere von Interesse sind die Dienstleistungen rund um das eingesetzte Tablet. Hierzu gehören die Betreuungsangebote der JUH vor Ort sowie die Kommunikationsplattformen zwischen den Mietern, sei es über das schwarze Brett oder über Videokommunikation.
  • Die großen Differenzen bzgl. Technikakzeptanz und Technikkompetenz in der Mietergruppe führt zu der Frage, wie eine Bedienoberfläche gestaltet werden kann, so dass sie die gefundene Bandbreite von Technikaffinität und Technikkompetenz abdeckt. Das Projekt legt nahe, dass für die untersuchte Altersgruppe mehrere Oberflächen notwendig sind, die auf die jeweilige Technikkompetenz und Technikerfahrung zugeschnitten werden können.
  • Wesentlich für die Mieterzufriedenheit war der kontinuierliche Service der JUH seit dem Erstbezug. Die Erwartung der überwiegenden Mehrheit der Mieter ist auch neun Monate nach Erstbezug, dass die technischen Assistenzsysteme durch Face-to-Face-Dienstleistungen ergänzt bleiben.
  • Der stärkere Einbezug der Services des Wohnungsunternehmens/Vermieters in das Gesamtkonzept wäre aus Mietersicht wünschenswert. Dies könnte ein direkter Draht vom Mieter an einen Ansprechpartner bei der Hausverwaltung sein, was in anderen Projekten (z.B. Smart Senior) mit großem Erfolg praktiziert wurde.

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